Moderne Achtsamkeit ist die beste Waffe gegen den Stress
Achtsamkeit oder Mindfulness, das sind keine Alleinstellungsmerkmale von Alt-Hippies, deren größtes Problem ein platter Reifen am VW Bus gewesen ist. Stattdessen wird Achtsamkeit immer mehr zur wichtigsten Methode, um mit Stress umzugehen. Das heißt, dass wir den kalifornischen Freunden der Entspannung ruhig eine Chance geben sollten. Sie berufen sich schließlich auf die jahrtausendalten Traditionen des Buddhismus. In den letzten Jahren wurden einige Begriffe hinzugefügt, so ist jetzt MBSR ein integraler Bestandteil von Achtsamkeit. MBSR ist eine Abkürzung für Mindfulness Based Stress Reduction. Also genau das, was wir heute brauchen. Denn Stress ist angesagter denn je. Ihn müssen wir dringend reduzieren. Denn die To-Do-Listen sind proppevoll, während eine Arbeit verrichtet wird, ist der Kopf schon mit der Planung der nächsten Aufgaben beschäftigt. Geschafft wird dabei wenig. Dieses außer Kontrolle geratene Gedankenkarussell muss gestoppt werden, sonst fällt zu viel an den Seiten herunter. Daher ist Achtsamkeit heute so wichtig wie nie zuvor. Um zur Ruhe zu kommen und trotzdem produktiv zu bleiben, gibt es aber eine Vielzahl von Möglichkeiten, die sich alle unter dem Begriff der Achtsamkeit tummeln.
Loving Kindness: Sei nett zu dir selbst
Zugegeben, Loving Kindness klingt nach California Hippie Stuff. Ist es aber nicht, es ist einfach nur der Metabegriff für eine achtsame Akzeptanz, die sehr wohl bei der Bewältigung des Alltags helfen kann.
Ja, es gibt Dinge, die dringend geändert werden müssten, sich aber beharrlich dagegen wehren. Statt jetzt frustriert in Hilflosigkeit zu verfallen, kannst du aktiv dafür sorgen, dass dir dein Umfeld weniger auf die Nerven geht. Nimm deine Umwelt an, versuche sie nicht zu kritisieren und schon ist ein wenig mehr Ruhe in dein Leben eingekehrt. Die gesparte Energie kannst du dann für sinnvolle Projekte und Gedanken nutzen, die dich wirklich weiterbringen. Das gilt auch für all die vielen Fehler, die wir täglich an uns selbst feststellen müssen. Auch dabei ist Frust der ständige Begleiter, der Energie raubt und keine Gegenleistung zu erbringen weiß. Nimm alles wahr, sowohl die Fehler wie auch die guten Dinge, aber verschwende nicht zu viel Zeit damit, sie wütend in Schubladen zu stecken. Sei nett zu dir selbst und zu den anderen, denn das hilft enorm gegen unnötigen Stress.
Mantra muss nicht
Oommm? Das ist bestimmt das Erste, was dir beim Gedanken an Meditation in den Sinn kommt. Gefolgt von Bildern aus den 70ern, in denen langhaarige Hippies ihre Sit-Ins abhalten. Diese Form der Meditation ist mit Sicherheit heute nicht alltagstauglich. Stattdessen gibt es aber eine Reihe von Meditations-Arten, die ohne weiteres am Arbeitsplatz durchgeführt werden können, ohne dass dabei die Kollegen und Kolleginnen deinen Geisteszustand infrage stellen. Eine dieser Meditationsformen ist die 5-4-3-2-1 Übung. Wenn eine Situation zu stressig ist, dann ist es oft unmöglich, sich aus ihr zu entfernen. Entweder kannst du den Raum nicht verlassen oder dein Kopf macht dicht. Um wieder zur Ruhe zu kommen, ist die außenorientierte Übung sehr hilfreich. Du musst dir nur fünfmal in Gedanken sagen, was du gerade wahrnimmst: 5x Ich sehe … 5x Ich höre … 5x Ich spüre…, dann das ganze viermal, dann dreimal, zweimal, einmal. Meist ist kein ganzer Durchgang nötig, denn du bekommst schnell wieder Kontakt zur Außenwelt und hast dich zugleich innerlich beruhigt.
Eine weitere Form der modernen Meditation ist die Walking Meditation, dafür eignet sich sogar ein kurzer Spaziergang oder der Gang durch ein Gebäude. Während du gehst, versuchst du einfach, all das wahrzunehmen, was dich umgibt. Das tust du, ohne es zu werten, weder positiv, noch negativ. Diese Form der achtsamen Meditation kann den Einfluss vom alltäglichen Stress deutlich minimieren. Für noch mehr Abwechslung können Meditations-Apps sorgen, die nicht nur schick aussehen, sondern viel Ruhe in den Alltag bringen. In den jeweiligen Stores gibt es sie in einer üppigen Zahl, und viele dieser Apps sind gratis oder bieten eine großzügige Zeitspanne zum kostenlosen Hineinschnuppern an.
Yoga ist wieder cool
Eine Zeitlang hatte Yoga eher den Status als Freizeitbetätigung für Senioren. Das hat sich mittlerweile geändert. Den Grund dafür braucht man nicht in den trendigen Yoga-Pants zu suchen, sondern in der Community selbst. Yoga with Adriene ist dafür nur eines der Beispiele, dass Yoga wieder jung und total im Trend ist. YouTube macht also Yoga. Kein Wunder, Yoga ist ein Sport, der selbst die tiefe Muskulatur trainiert, ohne dass dabei zu viel Schweiß fließen muss. Eine kurze Yoga Einheit in der Mittagspause sorgt für Fitness, nach der normalerweise keine Dusche fällig ist. Yoga am Morgen bringt dich in Schwung, ohne dass du den halben Vormittag zur Regeneration brauchst. Es findet sich also immer genug Zeit, um achtsam etwas für die Muskulatur und die Haltung zu tun. Das kann allein oder in der Gruppe der Fall sein. Wer noch mehr Lust auf Sport in der Gruppe hat, kann sich nach Tai Chi Gruppen umsehen, die in vielen Parks anzutreffen sind. Auch hier werden Körper und Geist ohne viel Aufwand in Einklang gebracht. Das ist selbst für stressige Tage die wirkungsvolle Grundlage, die dabei hilft, den Tag erfolgreich und sogar glücklich zu überstehen. So kannst du achtsam mit deinem Körper umgehen und zugleich trainieren.
Entschleunigen ist wichtig
Wir müssen immer mehr in immer kürzerer Zeit schaffen. Es gibt die Zeit, die wir für Job oder Studium benötigen, dann sind da meist noch eine Familie, Freunde und ein Haushalt. Zeit für Ruhe wird immer knapper. Damit entsteht die Notwendigkeit, auch kleine Pausen möglichst achtsam zu nutzen. Die freie Zeit wirkt aber verschwindend klein, eine zu kurze Zeitspanne, die kaum ins Gewicht fällt. Auch wenn das so scheint, es braucht nicht viel Zeit, um den eigenen Stress in den Griff zu bekommen. Es sind nur einige Minuten nötig, um sich achtsam auf sich selbst zu besinnen. Waldbaden ist da eine von vielen schönen Möglichkeiten. Aber auch Box Breathing ist ein sehr schönes Beispiel für diese schnelle Entspannung. Hier ist die Zahl Vier von Bedeutung. Vier Sekunden einatmen, vier Sekunden die Luft anhalten, vier Sekunden ausatmen, vier Sekunden die Luft anhalten. Das viermal wiederholen. Diese Technik baut auf dem Training der Navy Seals (Spezialeinheit des US-Militärs) auf. Durch die Konzentration auf den eigenen Atem kommst du automatisch aus der Situation heraus, du kannst dich für einige Atemzüge aus dem stressigen Ist-Zustand befreien. Und das Schöne daran ist, dass dein Umfeld das kaum bemerken wird. Selbst Deadlines und Co können durch diese Form der Achtsamkeit in den Griff bekommen werden. Schon wenn die ersten Stress-Signale auftauchen, kennst du mehrere Wege, um achtsam mit der Situation umzugehen, und damit Stress vermeidest. Mindfulness bedeutet doch auch, sich selbst zu beobachten und das zu tun, was gut für das eigene Selbst ist.
Achtsam leben
Achtsamkeit ist im Bereich der Ernährung so aktuell wie selten zuvor. Wir machen uns endlich Gedanken darüber, woher unser Fleisch kommt, was auf unseren Tellern liegt, was das für die Umwelt und deinen eigenen Körper bedeutet. Hier ein kritikloses Beobachten zu realisieren, ist zugegebenermaßen sehr schwer. Tiertransporte, Wasser- und Umweltverschmutzung durch intensive Landwirtschaft, die Liste ist lang und lässt sich kaum mit Loving Kindness akzeptieren. Achtsam leben kann aber auch bedeuten, dass man das eigene Umfeld achtsam rein hält. Den eigenen Fleischkonsum hinterfragen, auch die Alternativen kritisch betrachen, all das kann zu einem achtsamen Leben beitragen. Das hat auch eine direkte Auswirkung auf deinen Stresslevel. Zum einen musst du dir wegen deiner Ernährung keine Vorwürfe machen, zum anderen ist ein sorgsam zusammengestelltes Essen die Nahrung für deinen Körper, die ihn nährt und stärkt. All diese verschiedenen Arten der Achtsamkeit gegen Stress werden zwar nicht alle Probleme auf einmal lösen, aber sie können dir dazu verhelfen, auch in extrem anspruchsvollen Situationen mit dem dazugehörigen Stress umzugehen. So kann endlich ein weiteres wichtiges Stück Lebensqualität zurückkehren.
Photo by Benjamin Child on Unsplash
[…] sich schon mal mit Achtsamkeit und Meditation beschäftigt hat, wird irgendwann auch mal von den Chakren (auch Chakras) gehört […]