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Skitouren mit Kindern


Gibt es für einen begeisterten Skitourengeher etwas Schöneres als seine Leidenschaft an einem herrlichen Wintertag mit einem geliebten Menschen zu teilen?

Es ist einfach wunderbar durch den glitzernden Schnee zu spuren und dabei die winterlich verzauberte Bergwelt gemeinsam zu genießen. So wünschen sich die meisten vom Skitourengeher-Virus infizierten Eltern, dieses Glück auch zusammen mit ihren Kindern zu erleben. Ganz nach dem Motto „geteiltes Glück ergibt doppeltes Glück“ sind dabei die Erwartungshaltungen von den Eltern meist sehr groß. Erwachsene versuchen oft ihre Herangehensweise, ihre Art von Motivation und Erleben auf die Kinder zu übertragen – und das geht nur zu oft schief.

Kindgerecht – was ist das? Möglichst viel Spaß, möglichst wenig Stress! Das ist das Motto bei Kinderskitouren. Gründliche Planung und Vorbereitung gehören ebenso dazu wie die spielerische und fantasievolle Durchführung ohne Zeitdruck. Passen Sie also die Skitour der Erlebniswelt von Kindern an und lassen Sie sich selbst darauf ein. Auch Letzteres ist wichtig, denn wenn ihr Kind spürt, dass Sie selbst jetzt viel lieber auf den Gipfel gehen würde, als im Schnee zu graben, dann mindert das ihr gemeinsames Glück.

Kinderskitouren

Kinder sind viel mehr im Hier und Jetzt als wir Erwachsenen das sind. Dies gilt im Positiven wie im Negativen. Während ein Erwachsener eine langweilige Wegstrecke mit dem Gedanken überbrücken kann, dass ja oben herrliches Skigelände wartet oder der Sonnenplatz an der Hütte, ist einem Kind in diesem Augenblick ganz einfach fad – egal was später kommt. Während Sie trotz Hunger oder Durst noch 15 Minuten bis zum Brotzeitplatz durchhalten, ist ihr Kind einfach hungrig – und zwar hier und jetzt! Kinder nehmen weniger die Dinge in der Entfernung wahr (sowohl im zeitlichen wie auch im räumlichen Sinn), sondern vielmehr die unmittelbare Umgebung. Und für die muss man sich Zeit nehmen, auch wenn das den Erwachsenen-Rhythmus unterbricht oder die Zeitplanung über den Haufen wirft.

Wirklich kein Kinderspiel ist die Ausrüstungsfrage. Da sich ungeübte Kinder grundsätzlich schon mal schwerer tun mit dem Gehen auf Skiern, sollte man ihnen die Sache mit einer wirklich guten Ausrüstung erleichtern. Zudem tragen Kinder an einer Skitourenausrüstung (im Verhältnis zum Körpergewicht) ungefähr doppelt so schwer wie ein Erwachsener! Alte, reaktivierte, schwere Bindungen und ausgemergelte Felle sind hier also völlig fehl am Platz, auch wenn das die  Familienkasse schonen würde. Eine Skitourenausrüstung für Kinder ist fast ebenso teuer wie für einen Erwachsenen und kann beim nächsten Wachstumsschub bereits wieder unbrauchbar sein – das ist bitter, ist aber so!

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine erste Skitour? Wann ist ein Kind alt genug dafür? Nach meiner Erfahrung geht vor dem 8. Lebensjahr noch nichts. Meist ist zuvor das Verhältnis von Körpergewicht (Kraft) zum Gewicht der Ausrüstung noch zu ungünstig. Da sich Kinder recht unterschiedlich entwickeln, kann es durchaus auch 2 Jahre länger dauern bis es soweit ist. Lieber man wartet ein Jahr länger als dass man den Kindern und sich den Spaß verdirbt. Letztendlich ist das Alter nicht das entscheidende Kriterium. Vielmehr muss ihr Kind durch positive Tourenerlebnisse im Sommer die Kondition und die Lust haben es auch einmal im Winter zu probieren. Sicheres Skifahren ist eine weitere Grundvoraussetzung und auch das Fahren neben der Piste muss geübt werden ehe es auf Tour geht!

Planung und Vorbereitung. Eine gründliche Planung und Vorbereitung mindert den Stress für alle Beteiligten. Das beginnt bei der Auswahl des Zieles und endet beim Zusammensammeln der benötigten Dinge bereits am Vorabend der Skitour. Je entspannter Sie am Tourentag selbst die Sache angehen können, desto besser für die Kinder. Das gilt insbesondere auch für das Zeitmanagement. Suchen Sie nach einer Skitour, die dem Leistungsstand ihres Kindes wirklich entspricht. Nehmen Sie sich am Anfang auf keinen Fall zu viel vor (200 bis 400 Hm sind am Anfang meist ausreichend!). Checken Sie bei der Planung das Gelände auf Steilheit, technische Anforderung, eventuelle Gefahrenstellen und holen Sie unbedingt aktuelle Infos über die Wetter- und Schneeverhältnisse ein. (Grausamer Bruchharsch ist eine Katastrophe für ein Kind bei der ersten Skitour!) Liegt die Tour in der Sonne oder bewegen Sie sich in eiskalten Schattentälern und wie sind die Schneeverhältnisse in dieser Exposition? Nehmen Sie das Gelände unter die Lupe: es sollte nur mäßig steil sein, Gefahrenstellen aller Art (Abrutschgefahr oder Lawinengefährdung) dürfen ebenfalls kein Thema sein. Für den Anfang meist ideal sind kurze Spritztouren aus einem Liftgebiet heraus; besonders zu empfehlen sind Touren mit einer sonnigen Aufstiegsroute (angenehm im Winter) und einer schattseitigen Abfahrtsmöglichkeit (bessere Schneequalität).

Durchführung. Motivierte Kinder legen oft am Anfang gleich einmal einen Sprint ein. Drosseln Sie das Tempo und versuchen Sie einen Geh-Rhythmus zu finden, der auch vom Kind eine ganze Zeit über leicht durchzuhalten ist. Die Pausen sollten so gewählt werden, dass ihr Kind nie Hunger oder Durst bekommt oder aus Kraftgründen eine Rast herbeisehnt. Sie sollten aber auch so gewählt sein, dass ein angenehmer Geh-Rhythmus entstehen kann, denn auch der spart Kraft.

Aufstiegsspuren sind heute häufig recht sportlich angelegt. Alte, eventuell vereiste Spuren oder Passagen verlangen Technik und Kraft. Legen Sie also dort wo es nötig erscheint auch bei vorhandener Spur selbst eine neue. Vermeiden Sie am Anfang Spitzkehren, nehmen Sie dafür lieber einen kleinen Umweg in Kauf und ziehen eine mäßig steile und damit kindgerechte Linie in den Hang.

Wenn es gelingt, auch noch spielerische Elemente in eine Kinderskitour einzubauen (z. B. Tierspuren raten  – siehe letzte Ausgabe), freuen sich die Skitourenkids wie die Schneekönige!

8 Punkte für den Geländecheck

  • Exposition feststellen und auf Schnee- und Wetterverhältnisse überprüfen.
  • Keine gefährlichen oder skitechnisch anspruchsvollen Passagen
  • Die Skitour weist bei richtiger Spurwahl kaum Spitzkehrengelände auf; die Hänge sind bis maximal 30 Grad steil.
  • Die Länge der Skitour entspricht der tatsächlichen Kondition des Kindes und nicht der Wunschvorstellung der Eltern.
  • Es gibt keine langweiligen Forstwege, bzw. nur kurze Abschnitte auf diesen.
  • Die Skitour entspricht den individuellen Neigungen, Wünschen und Vorlieben des Kindes.
  • Die Charakteristik der Route vermittelt echtes Skitourenfeeling und öffnet die Sinne für die Schönheit der winterlichen Berge (dies ist nach meiner Erfahrung bei sogenannten Pistenskitouren nicht der Fall!)
  • Das Gelände ist geeignet um spielerische Elemente in den Tourenablauf einzubauen

4 Tipps für kindgerechte Skitour

Tierspuren  raten – Suchen Sie nach Spuren im Schnee und lassen Sie ihr Kind raten um welches Tier es sich dabei handelt – Fuchs, Schneehase, Gämse oder Schneehuhn? Mit Hilfe der DAV-Broschüre „Tierspuren entdecken“ – (auch online unter Natürlich auf Tour (alpenverein-bw.de) können Sie zusammen mit ihrem Kind die Spuren zuordnen und etwas über das Leben der Tiere im Winter erzählen.

Mit allen Sinnen durchs Gelände – Lassen Sie sich vom Gelände leiten, führen, ja verführen. Verlassen Sie die effektive, zielgerichtete Spur, wenn irgendetwas ihre Neugierde oder die ihres Kindes weckt. Mäandern Sie zum Beispiel am kleinen Bach entlang. Bleiben Sie dort stehen, schließen Sie die Augen und lauschen den Geräuschen. Auf diese Weise wird eine Skitour zu einem wirklich sinnlichen Erlebnis.

Ein Spiel, eine Geschichte – Denken Sie sich eine Geschichte aus und erzählen diese schon bei der Anfahrt. Zum Beispiel von einem vergrabenen Schatz an ihrem Skitourenberg. Dann verstecken Sie bei einer Pause ein paar Schokoladentaler zusammen mit einem LVS-Gerät unterm Schnee und lassen das Kind danach suchen.

Schneetisch – Bauen Sie zusammen mit dem Kind an einem sonnigen, windstillen Brotzeitplatz einen tischhohen Schneeblock und richten hier dekorativ die mitgebrachten Leckereien an.

Buchtipp

Zum Thema Skitouren mit Kindern ist auch ein Buch erschienen. Darin finden sich viele Routentipps, aber auch ein Ratgeber zu Motivation, Planung und Durchführung einer Skitour mit den Kids. Bestellmöglichkeit bei Amazon  

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