KULTUR 4UStories 4U

Echt spooky! – 111 Münchner Spukorte

Alter Südfriedhof München

Stadtpark mit Gruselflair

Herbstlaub dämpft meine Schritte, in den Ästen über mir haben sich dichte Nebelfetzen verfangen. Zu meinem Erstaunen sind hier am Alten Südfriedhof die Großstadtgeräusche vom quirligen Treiben der Einkaufsstraßen rundum wie ausgeblendet, und urplötzlich lässt mich nun auch noch ein scharfer, kalter Luftzug zusammenzucken. Habe ich es mir nur eingebildet, oder war da gerade eine schnelle Bewegung, irgendein Schatten neben mir? Ich ziehe meinen Schal noch etwas höher zum Kinn und blicke über die alten Grabsteine hinweg auf die idyllische Morbidität, die sich vor mir ausbreitet… schließlich wollte ich ja etwas Aufregend-Anregendes mit Gruselfaktor erleben!

Alter Südlicher Friedhof

Wie stellt man sich einen richtig guten Spukfriedhof vor? Unerlässlich wären sicherlich schiefe, verwitterte Grabkreuze und Marmorplatten mit langen Rissen, deren Inschriften kaum mehr zu entziffern wären. Hier und da müsste ein steinerner Knochenmann grinsend seine Sense schwingen, Grab an Grab mit einer melancholisch verklärten Engelsgestalt. Halb verborgen unter einer dicken Moosschicht. So wie am Alten Südfriedhof in München.

Angelegt 1563 als Pestfriedhof, war der Südliche Friedhof einst zentrale Begräbnisstätte für das gesamte Münchner Stadtgebiet, bis die Bestattungen zu Jahresbeginn 1944 wegen Überbelegung eingestellt wurden – kurz vor der wohl schauerlichsten Zeit dieses Friedhofs: Während des Bombenkriegs trug er schwere Einschläge davon, Augenzeugen berichten von offenen Gräbern, zerbrochenen Grabsteinen und halb verweste Leichen. Erst 1955 war der Friedhof wiederhergestellt und fiel danach unmittelbar in einen bis heute andauernden Dornröschenschlaf.

Es gibt viele Berichte über geisterhafte Erscheinungen am Alten Südfriedhof, sogar am helllichten Tag. Die bekannteste davon sind die Opfer der Eskimotragödie, bei der am 18. Februar 1881 neun Studenten während der Faschingsveranstaltung eines Münchner Theaters aufgrund ihrer höchst entflammbaren Eskimokostüme bei lebendigem Leib verbrannten. Noch immer sollen ihre Schmerzensschreie an diesem Tage kurz vor Mitternacht zu hören sein, und ein greller Lichtschein den Friedhof für kurze Zeit erhellen, was auch von außerhalb der hohen Friedhofsmauern wahrgenommen werden kann.

Während ich bedächtig die Grabstätte umschreite, reißen urplötzlich die Wolken auf und ein Sonnenstrahl erleuchtet das aufgesetzte Kreuz des Eskimotragödiengrabmals. Unvermittelt springe ich einen Schritt zurück – und gleich noch zur Seite, schier zu Tode erschrocken vom Knacken des dürren Astes, auf den ich zuerst gesprungen war.

Die nächsten 110 Münchner Spukorte werde ich sicher nicht mehr alleine besuchen! Dass ich mir aber keinen einzigen entgehen lassen werde, das ist jedenfalls genauso sicher.

Location

  • Alter Südlicher Friedhof, Thalkirchner Str. 17, 80337 München.
  • Anfahrt: U-Bahn Sendlinger Tor, über die Blumenstraße rechts in die Thalkirchnerstraße, nach 200 Metern befindet sich der Friedhofseingang am Stephansplatz
  • Öffnungszeiten: täglich 8 – 18:00 Uhr

Buchtipp

Astrid Süßmuth. 111 Spukorte in und um München, die man gesehen haben muss (Emons Verlag, 2018). Broschur 240 Seiten, € 16,95

111 Spukorte Astrid Süßmuth

Bestellmöglichkeit

Überall im Buchhandel oder direkt beim Emons-Verlag

 

What's your reaction?

Excited
3
Happy
0
In Love
0
Not Sure
0
Silly
0

Kommentar verfassen

0 %