Es ist der Traum vieler Bergsteiger und Wanderer einmal Deutschlands höchsten Berg zu erklimmen. Dabei führen viele Wege nach „Rom“…
Die bekannteste Route auf die Zugspitze ist die durchs Höllental. Eine sehr abwechslungsreiche, sehr lange Route – ein Weg, der viele Bergfreunde sowohl konditionell als auch technisch überfordert und zudem total überlaufen ist. Doch es gibt eine sehr schöne Alternative: Die Bergtour von Ehrwald über den sogenannten Stopselzieher zur Zugspitze, also von Tirol zum Top of Germany.
Hierzu muss man kein Alpinist sein. Es ist eine Tour, die sich jeder trittsichere, schwindelfreie und gut trainierte Bergwanderer zutrauen darf. Dennoch braucht es eine sehr gute Kondition, denn mit 1750 Höhenmeter ist die Anstiegsleistung auch hier wirklich stattlich! Wer Zweifel hat bezüglich der eigenen Leistungsfähigkeit, sollte die Tour unbedingt auf zwei Tage ausdehnen und auf der Wiener Neustädter Hütte übernachten, dann hält sich auch der konditionelle Anspruch in Grenzen.
Was viele Wanderer jedoch unterschätzen, ist die Höhe der Tour. Die Route führt ins Hochgebirge und hier müssen die Verhältnisse einfach passen. Ein Wettersturz in dieser Höhe kann fatale Folgen haben. Bei zweifelhaftem Wetter oder schlechten Sichtverhältnissen sollte man unbedingt die Finger von der Tour lassen. Ebenso, wenn zum Beispiel herbstliche Schneefälle noch nicht wieder weggetaut sind. Warme Kleidung gehört außerdem auch an schönen Tagen zumindest in den Rucksack.
Die Route
Die Tour startet in Ehrwald bei der Talstation der Tiroler Zugspitzbahn. Schon beim Anstieg durch das sogenannte Gamskar bietet sich dem Wanderer eine tolle Kulisse. Das riesige Kar ist von Felswänden eingerahmt und unten breitet sich das Ehrwalder Becken aus, was einen weiten Blick zulässt. Die Mieminger Berge sieht man dabei besonders schön. Hat man die Seilbahnstütze erreicht, ist die erste schweißtreibende Etappe abgehakt. Auf einem teilweise gesicherten Steig geht es nun mit luftigem Ausblick ins Schneekar und hinauf zu Wiener Neustädter Hütte. Hier hat man die ersten 1000 Höhenmeter hinter sich. Allein das ist schon die Distanz einer durchschnittlichen Bergtour und so darf man sich hier auf der Hütte ein zweites Frühstück oder eine Brotzeit gönnen, ehe man die nächste Etappe mit weiteren 750 Höhenmetern in Angriff nimmt. Es ist der interessanteste Abschnitt der Tour, das sieht man schon bei der Rast auf der Hütte. Jetzt geht es nämlich ins Felsgelände. Doch keine Angst, von unten sieht der Weg schwieriger aus als er eigentlich ist. Der Abschnitt erscheint aber auch kürzer aus als er tatsächlich ist; bis zum Gipfel zieht es sich noch.
Nach dem Durchschnaufen auf der Hütte visiert man den sogenannten Stopselzieher an. Über ein schottriges Kar erreicht man eine mit Drahtseilen gesicherte Felspassage und klettert durch ein großes Felstor. Eine wunderbare Kraxelei, jedoch kein klassischer Klettersteig, sondern eher ein gesicherter Steig mit Drahtseil und ein paar Eisenkrampen – ein Gelände, wo man halt auch mal mit der Hand hinlangen muss. In der Klettersteigbewertung würde diese Etappe überwiegend mit A, höchstens mit B bewertet werden. Ob man sich also mit einem Klettersteigt sichern will oder nicht, hängt sehr stark vom eigenen Sicherheitsbedürfnis und Können ab. Ein Kletterhelm ist dagegen kein Luxus, schütz er doch vor Steinschlag, den voraussteigende Wanderer gerade in so einem Gelände durchaus auslösen können.
Schließlich geht es über den Kamm und vorbei an der alten Seilbahnstation, an Sendeanlagen, den Bergstationen der Bahnen, der Wetterwarte und dem Münchner Haus mit der großen Aussichtsplattform. Hier kollidiert man nun förmlich mit den Menschenmassen, die die Seilbahn ausgespuckt hat. Hier geht es meist zu wie auf dem Stachus und das muss man nach dieser schönen, abwechslungsreichen Route wegstecken können, wenn man auf Deutschlands höchsten Berg will.
Beim Gipfelanstieg
… heißt es dann meist Schlangestehen; es gibt Staus und Gedränge und der eine oder andere Tourist ist auch völlig überfordert mit der Kraxelei über wenige Meter zu Deutschlands höchstem Punkt. Doch es ist die Mühe wert, denn der Ausblick auf den Eibsee und der umfassende Rundumblick sind absolut berauschend.
Wer nach 1750 Höhenmetern schweißtreibender Tour noch so viel Moral besitzt, zu Fuß abzusteigen, verdient allerhöchsten Respekt. Doch weil die Seilbahn zum Greifen nah und vor allem direkt zum Ausgangspunkt zurückführt, werden sich die meisten wohl für diese bequeme Variante entscheiden.
So oder so – die Tour auf die Zugspitze bietet ein fantastisches Bergerlebnis und sie gehört sicher ins Tourenbuch jedes ambitionierten Bergwanderers.
INFO
Anfahrt: Von Garmisch-Partenkirchen auf der B23 nach Ehrwald. Beim Eisenbahn-Viadukt links abbiegen und gleich wieder links in die Zugspitzstraße. Auf ihr hinauf nach Obermoos zur Talstation der Tiroler Zugspitzbahn.
Ausgangspunkt: Talstation der Tiroler Zugspitzbahn (1228 m) im Ortsteil Obermoos von Ehrwald
Charakter: Lange, konditionell sehr anspruchsvolle Bergtour über gut markierte Bergsteige und einfaches, zum Teil gesichertes Felsgelände.
Tourdaten: 1750 Höhenmeter; ca. 5 Stunden Aufstiegszeit
Seilbahn: Tiroler Zugspitzbahn (für die Talfahrt)